Erstmals trafen sich „Linke“ im Dreisamtal / Die Welt soll auch vor Ort gerechter werden / Interessensvertretung der kleinen Leute.
KIRCHZARTEN. Für Angelika aus der Birkenhofsiedlung war die letzte Kommunalwahl im Mai 2014 eine Riesenenttäuschung: „Ich bin ohne Stimmabgabe wieder aus dem Wahllokal nach Hause gegangen. Für mich als linke Wählerin gab es keine Alternative.“ Ob das beim nächsten Mal anders sein wird, muss die Zukunft zeigen. Ein wenig Hoffnung gab es jetzt für Angelika, Johannes und Jikke. Sie waren die drei einzigen Besucher beim ersten Treffen von Sympathisanten der Linken im Dreisamtal.
Die beiden Kirchzartener Thomas Langner und Gerhard Steinhart hatten zu einem Informationsabend zu den Themen „Was heißt Linke Politik im Dreisamtal?“ und „Braucht es in der Kommunalpolitik eine Alternative zu den etablierten Parteien?“ ins Hotel Fortuna eingeladen. Langner, der in Zarten lebt, ist seit 2009 Mitglied der „Linken“ und war einige Zeit Kreisvorsitzender im Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald. Gerhard Steinhart blickt kommunalpolitisch in Kirchzarten auf eine reiche Vergangenheit zurück. Bereits 1984 kam er über die Unabhängige Liste in den Gemeinderat, war fünf Jahre Kreisrat. 1994 ging er zu den Grünen, bei denen er 1999 austrat. Und auch dem Gemeinderat sagte er „nach 15 Jahren Totalopposition“ ade. Nachdem er sich 20 Jahre als Quartiersarbeiter in Freiburg-Weingarten bewährt hatte, ging er im Frühjahr mit 63 in Rente. Und will sich jetzt wieder politisch engagieren.
Wenn auch nur drei linke Gesinnungsgenossen der Einladung gefolgt waren: „Wir stehen ganz am Anfang und es ist ein Versuch, ob es Interessenten für fortschrittliche Kommunalpolitik gibt“, erklärte Steinhart anfangs. Dennoch kam es schnell zu einem munteren Gespräch und einer Sammlung von für Linke bedeutsamer Themen. So lagen dem Ibentaler Busfahrer Johannes mit Lebenszeiten in den Niederlanden und der Schweiz die Konsequenzen der Nachtbus-Einstellung am Herzen: „Das ist für den ÖPNV ein Rückschritt.“ Jikke, eine junge Frau aus den Niederlanden, mit einem Kirchzartener verbandelt, macht sich mit den anderen Gedanken zur Wohnungssituation, der Ausweisung von Baugebieten, die als „soziales Mäntelchen“ bezeichnet wurden und dem sozialen Wohnungsbau. Es fielen Stichworte wie demografischer Wandel, Altlasten Kappel oder Windradstandorte.
Genannt wurden ganz konkrete Dinge wie die Automatenansage der Telefonzentrale im Kirchzartener Rathaus, die Beleuchtung des Radweges zwischen Kirchzarten und Freiburg oder die Forderung nach einem unabhängigen Ombudsmann für die Sorgen und Nöte der Menschen im Dreisamtal: „Wir brauchen eine Interessenvertretung der kleinen Leute.“ Und dann wurde es richtig politisch. „Es muss uns um die gerechte Verteilung von Geld und Ressourcen gehen“, stellte Thomas Langner klar. Es müsse weg vom Egoismus kleiner Einheiten hin zum Blick auf die Welt gehen: „Unbegrenztes Wachstum kann es nicht geben.“
Weil die Themen nur angerissen werden konnten, war für die fünf anwesenden Linken Aktivisten klar: „Wir wollen uns wieder treffen.“ Offen ließen sie die Frage, ob in fünf Jahren bei der Kommunalwahl auch ein Kreuzchen bei den „Linken“ möglich ist. Sie wollen aber baldmöglichst richtig an die Öffentlichkeit gehen und einen Infostand in der Fußgängerzone mit dem Freiburger Gemeinderat Lothar Schuchmann, „Linke Liste – Solidarische Stadt“, organisieren. Und im Januar ist an ein weiteres Treffen gedacht.
Info: Über die Mailadresse: links-im-dreisamtal@gmx.de können sich Interessierte weiter informieren.